Die Asiatische Hornisse hat in den letzten Jahren immer mehr Aufsehen erregt, auch in Deutschland. Das eingewanderte Insekt „Vespa velutina“ wurde von der EU bereits als „invasive Art“ eingestuft. Sind unsere Bienen dadurch in Gefahr? Wie aggressiv ist diese Hornisse gegenüber dem Menschen? In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die Herkunft, Merkmale und Auswirkungen der asiatischen Hornisse aber auch wie sie sich im Umgang mit ihr richtig Verhalten.
Herkunft - Wie kamen die asiatische Hornisse nach Deutschland?
Bis vor kurzem war die europäische Hornisse, auch Vespa crabro genannt, die einzig bekannte Hornissenart in Deutschland. Seit 2004 gibt es eine weitere: die Asiatische Hornisse, wissenschaftlicher Name Vespa velutina. Diese ist ursprünglich in weiten Teilen Asiens beheimatet. Vermutlich wurde Sie 2004 über Warenimporte aus Südostasien nach Frankreich in die Region Bordeaux eingeschleppt und verbreitet sich
seither auch unaufhaltsam in Europa. Durch die rasante Ausbreitung wurde sie bis 2013 bereits in Spanien, Portugal, Belgien und Italien gefunden. In den folgenden Jahren kamen die Schweiz, Niederlande und Großbritannien hinzu.
In Deutschland wurde die eingewanderte Hornissenart erstmals 2014 nachgewiesen. Die davon betroffenen Regionen waren Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. In Bayern gab es den ersten Fund im Oktober 2022 in Unterfranken, gefolgt von weiteren Funden in der gleichen Region im Jahr 2023. Eine weitere Verbreitung in Deutschland und auch in Bayern ist zu erwarten.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede der europäischen und Asiatischen Hornisse – Merkmale im Vergleich
Asiatische Hornisse (Vespa velutina): Europäische Hornisse (vespa crabro):
Königin: bis 30 mm Königin: bis 40 mm
Arbeiterinnen: 17-24 mm Arbeiterinnen: bis 25 mm
Männchen: 21-28 mm Männchen: bis 28 mm
Aussehen
Generell ist die asiatische Hornisse eher kleiner und dunkler als unsere heimische Art, wobei die Unterschiede in der Körperfärbung deutlicher zu erkennen sind. Während die Europäische Hornisse einen rötlich bis schwarzen Kopf hat, ist der Kopf der Asiatischen Hornisse schwarz mit einer auffälligen orangenen Stirn. Auch der Thorax (mittleres, zwischen Kopf und Hinterleib liegendes Segment) der Europäischen Hornisse ist rotbraun mit einer charakteristischen schwarzen, v-förmigen Zeichnung. Die Asiatische Hornisse hingegen ist in diesem Körperbereich vollständig schwarz. Auch der Hinterleib ist dunkler. Die vorderen Segmente der asiatischen Hornisse sind schwarz und nur die Spitze ist orangegelb gefärbt. Im Gegensatz dazu sind bei der Europäischen Hornisse die vorderen Segmente rotbraun und schwarz, wobei die Spitze die typische schwarze Zeichnung auf gelbem Grund zeigt. Ein weiteres markantes Unterscheidungsmerkmal sind die Beine: Während die Europäischen Hornissen dunkle Beine hat, kann man die Asiatischen Hornisse an ihren gelben Beinen erkennen.
Flugverhalten
Asiatische Hornissen sind äußerst wendige und rasante Flieger. Sie sind in der Lage, in der Luft einen Purzelbaum zu schlagen und dabei sogar eine Honigbiene zu fangen – eine Fähigkeit, die heimischen Hornissen fehlt. Außerdem können sie in der Luft stillstehen und sogar rückwärts fliegen.
Völkergröße
Unsere heimische Hornisse lebt in Völkern mit einer Größe ca. 400-700 Tieren. Die Asiatische Hornisse hingegen bildet deutlich größere Kolonien, die schneller und kräftiger wachsen und in der Regel aus 1000 bis 2000 Tieren bestehen.
Diese Unterschiede zeigen sich auch in der Anzahl der Jungtiere. Während bei der Europäischen Hornisse maximal 200 Jungköniginnen pro Nest schlüpfen, sind es bei der Asiatischen Hornisse im Durchschnitt etwa 350 Jungköniginnen pro Nest.
Nest
Die Europäische Hornisse baut ihr Nest bevorzugt in hohlen Baumstämmen. Wenn solche nicht verfügbar sind, dann weicht diese auch gern mal auf andere geeignete Hohlräume wie zum Beispiel Vogelnestkästen aus. Wenn das Nest zu klein wird, ziehen einige Arbeiterinnen mit der Königin zu einem neuen Standort und errichten ein sogenanntes Filialnest, das aus zerkauten Holzfasern von morschem Holz besteht. Ist der Einflug nicht durch den Hohlraum vorgegeben, ist das Nest – je nach klimatischen Bedingungen – nach unten mehr oder weniger weit offen.
Im Gegensatz dazu bevorzugt die Asiatische Hornisse freie Standorte. Ihre Nester werden in Laubbäumen in Höhen von über 10 m gebaut. Manchmal beginnt die Königin ihr erstes Nest in einem geschützteren, bodennahen Bereich wie Dachböden oder Hecken zu bauen. Wenn das Volk im Laufe des Frühsommers wächst, verlegt auch sie bei Bedarf den Standort. Anders als die Europäische Hornisse schließt die Asiatische Hornisse ihr Nest nach unten und baut das Flugloch seitlich.
Gefahren und Auswirkungen
Für den gesunden Menschen ohne Allergie ist ein Stich nicht gefährlicher als einer der einheimischen Wespenart. Auch das Gift einer Hornisse ist nicht toxischer als Bienen- oder Wespengift. Der Stich wird jedoch als etwas schmerzhafter empfunden als der einer Biene oder einer Wespe. Das liegt zum einen am längeren und stärkeren Stachel der Hornissen aber auch an den Giftkomponenten. Sowohl die Europäische als auch die Asiatische Hornisse sind friedlich und greifen Menschen in der Regel nur an, wenn sie sich bedroht fühlen. In der Nähe Ihres Nestes können sie jedoch aufgrund ihres territorialen Verhaltens durchaus wehrhaft werden.
Die asiatische Hornisse ist nicht zu verwechseln mit der Asiatischen Riesenhornisse die als größte Hornisse der Welt bekannt ist. Auch die Japanischen Hornisse, die in den USA als „Bienenkillerin“ und gefährliches Stechinsekt Angst verbreitet sollte nicht mit ihr gleichgesetzt werden. Dennoch macht auch die asiatische Hornisse Jagd auf Honig- und Wildbienen.
Die erwachsenen Tiere unserer einheimischen und auch der asiatischen Art ernähren sich von zuckerreichen Pflanzensäften, während ihre Larven hauptsächlich tierisches Eiweiß benötigen. Unsere europäischen Hornissen decken Ihren Proteinbedarf überwiegend durch Raupen und Insekten der „Zweiflügler-Familie“ (Fliegen und Mücken). Andere Insekten, wie Wespen, Bienen und Sinnentiere machen nur einen sehr geringen Anteil aus. Die asiatische Hornisse ist grundsätzlich ein Allesfresser verspeist neben Fliegen, Wespen, Raupen und Käfern jedoch deutlich mehr Bienen. Honigbienen gehören mit 37-85 % Ihrer Beute zu einem sehr großen Anteil ihres Speiseplans.
Sie lauern den heimkehrenden Bienen im Schwebflug vor ihren Bienenstöcken auf. Besonders im Spätherbst, wenn die Stärke anderer Insektenpopulationen zurückgeht werden ca. 75 Bienen pro Tag erbeutet. Viele Imker sehen darin eine Bedrohung für das Überleben ihrer Bienenvölker.
Es gibt Vermutungen das es zu einem Biodiversitätsverlust kommen kann. Die Anzahl der bestäubenden Insekten könnte schwinden, wenn die Asiatische Hornisse Beispielsweise an den Blüten jagt. Dies hätte gravierende Folgen für unsere Ökosysteme und bedeutet darüber hinaus auch Ertragseinbußen in der Landwirtschaft. Aufgrund ihrer Ernährungsweise sind auch Obst und Weinbauern davon betroffen. Eine Bestätigung hierfür gibt es allerdings aktuell noch nicht. Die Horrorberichte über massive Schäden und die mögliche Ausrottung ganzer Honigbienenvölker beruhen auf einer Verwechslung mit der Japanischen Riesenhornisse, die bisher nicht in Europa nachgewiesen wurde. Die Japanische Riesenhornisse ist deutlich größer und mit einer Körperlänge von etwa 5 cm dadurch leicht zu erkennen.
Es ist derzeit noch unklar, welche Auswirkungen die Asiatische Hornisse auf die heimische Tier- und Pflanzenwelt haben wird. Damit diese besser beobachtet, eingeschätzt und Maßnahmen ergriffen werden können unterliegt die asiatische Hornisse einer Meldepflichtig.
Wie sollten Sie sich verhalten, wenn Sie eine asiatische Hornisse sehen? Infos zur Meldepflicht
So lange es noch nicht sehr viele asiatische Hornissen in Deutschland gibt heißt es wachsam sein, melden und bekämpfen. Aufgrund der Verwechslungsgefahr mit heimischen Arten (zum Beispiel unserer heimischen und auch geschützten Hornisse) sollten sie diese jedoch nicht selbst fangen und töten. Die Bestimmung sollte immer durch einen entsprechenden Fachmann erfolgen.
Melden – aber warum? Die Europäische Union hat die Asiatische Hornisse als invasive Art eingestuft, dessen Ausbreitung nicht unterstützt werden sollte. Die EU-Verordnung 1143/2024 verpflichtet daher zu entsprechenden Maßnahmen. In Bayern wurde 2017 das Monitoring „Bee Warned“ gestartet. Es ist ein Frühwarnsystem für exotische Bienenschädlinge in Bayern. Hierzu gehören neben dem Beutenkäfer auch die asiatische Hornisse. Das Ziel ist die Erarbeitung eines Maßnahmenkatalogs bei Verdachtsfällen und bestätigtem Befall.
Melden – aber wo und wie?
Es gibt verschiedene Meldeportale in den jeweiligen Bundesländern. In Bayern sind Funde an das Institut für Bienenkunde und Imkerei ibi@lwg.bayern.de UND zusätzlich der Naturschutzbehörde ihres Landkreises oder kreisfreien Stadt zu melden. In Baden-Württemberg wiederum sollte man Exemplare an das Landesanstalt für Umwelt www.lubw.baden-wuerttemberg.de melden. Eine Meldung ist hier optional auch über die App „Meine-Umwelt-App“ des Landes Baden-Württemberg möglich. Die Meldeportale der anderen Bundesländer wie Beispielsweise Saarland, NRW, Rheinlandpfalz oder Hessen finden Sie über die Suchmaschine mit den Begriffen „asiatische Hornisse“ + Bundesland. Gemeldet werden sollten asiatische Hornissen unter Angabe des Fundortes und im besten Fall mit Foto oder Video.
Fazit:
Die Europäische Hornisse spielt eine bedeutsame Rolle im Ökosystem, indem sie als soziale Faltenwespe ihre Larven mit Fliegen, Mücken und Raupen füttert, wodurch sie viele Schädlinge kontrolliert. Ein starkes Volk kann täglich bis zu 0,5 kg Insekten erbeuten – das entspricht dem Beutefang von fünf Meisenfamilien. Aufgrund ihres ökologischen Nutzens zählt sie gemäß BNatSchG§42 Abs. 1 Nr. 1 zu den besonders geschützten Arten in Deutschland. Das Fangen, Verletzen, Töten der Tiere oder Zerstören ihrer Nester ist daher verboten.
Die Asiatische Hornisse ist hingegen nicht geschützt. Im Gegenteil – sie wurde von der EU bereits als invasiver Einwanderer eingestuft, deren Ausbreitung nicht unterstützt werden soll. Die EU-Verordnung 1143/2024 verpflichtet daher zu entsprechenden Maßnahmen wie zum Beispiel zur Überwachung, um Ihre Ausbreitung und deren Auswirkungen kontrollieren zu können.
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